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Moët & Chandon, 1743 gegründet, ist der größte Erzeuger des prickelnden Vergnügens

Sprudelnde Eleganz, Genussoasen und architektonische Meisterwerke: Eine Reise zu den Design-Ikonen der Champagne

Champagner
Reise

Die Champagne liegt nur etwa eineinhalb Autostunden nordöstlich der französischen Metropole Paris. Dank des hier erzeugten Schaumweines ist die Region heute das bekannteste Weinbaugebiet der Welt. Und zeigt Häuser und Andockstationen, die auch das Designherz höher schlagen lassen.

Die Champagne ist eine im wahrsten Sinne des Wortes »geschmackvolle« Region. Das gilt zunächst für den edlen Schaumwein, der hier entsteht und der hier auch, so könnte man sagen, erfunden worden ist. Das Weinbaugebiet ist mit dieser Spezialität (die besten Champagner aller Zeiten finden Sie hier) nicht nur berühmt geworden, sondern auch zu Wohlstand gekommen. Da man hier lieber wirtschaftlich glänzt, als mit Prunk in Erscheinung zu treten, braucht es oft einen Blick hinter die Tore der von den Weinkenner:innen ­gepriesenen Adressen.

Repräsentatives Design

Es sind die Städte Reims, die uralte Krönungs­stadt der französischen Könige mit der sehenswerten Kathedrale, und das beschaulichere Épernay, wo sich die ­bekannten Champagnerhäuser im Laufe der Jahrhunderte in einem urbanen Ambiente niedergelassen haben. Jene alteingesessenen Champagnererzeuger, die in den Dörfern direkt an den Weinbergen ihren Sitz haben, verfügen zum Teil über stattliche Residenzen, deren Format von hübschen Chalets bis hin zu echten Châteaux reicht. Neben den historisch gewachsenen Gebäuden der Aristokratie entstanden im 19. Jahrhundert bis zum Fin de Siècle auch die von besten Architekten der Zeit geplanten Firmensitze, die zur Repräsentation der jeweiligen Champagnermarke dienten. Leider wurden wenige dieser Häuser erhalten, denn die Champagne lag in beiden Weltkriegen in der Frontzone, die Zerstörung war entsprechend groß und auch die gefragten Kellerinhalte wurden geplündert. Der kostspielige Wiederaufbau in der zweiten Hälfte des 20. Jahr­hunderts dauert teilweise noch bis heute an, und neue Zeiten verlangen auch in Sachen Architektur eine frische Sichtweise. Das bekannte Haus Bollinger in Aÿ verfügt über ein sehenswertes altes Château, nun wird bis zur Feier seines 200-jährigen Bestehens im Jahre 2029 beträchtlich erweitert. Direkt am Firmensitz entstehen ein Luxushotel und ein Spa samt Restaurant und Clubeinrichtung für die besten Kund:innen des Hauses – eine Genussoase par excellence.

Neue Champagner-Insel

Während die einen auf Klassik und Luxus setzen, ­präsentieren sich andere bekannte Namen als Modernisten: eines der architektonisch auffälligsten Gebäude errichtete Champagne Piper-Heidsieck vor den Toren Reims. Man engagierte den Pariser Stararchitekten Jacques Ferrier, für das Interior-Design zeichnete der Italiener Ferruccio Laviani verantwortlich. In Vorbereitung auf die Feier seines 300-jährigen Bestehens im Jahr 2027 hat Maison Ruinart in Reims diesen Herbst wieder seine Pforten geöffnet. Besucher:innen sehen nun den atemberaubenden Pavillon des japanischen Architekten Sou Fujimoto, in dessen Glashülle sich die historische Fassade spiegelt, das neue Besucher:innenzentrum wurde von Gwenael Nicolas ausgestattet. Man kann nun jederzeit ohne langwierige Anmeldung diese neue Champagner-Insel besuchen und im vom Landschaftsarchitekten Christophe Gautrand konzipierten Garten lustwandeln.

Nur wenig später hat auch des bekannte Haus Taittinger seine Renovierungsarbeiten abgeschlossen und ist nun eine weitere Anlaufstelle in Reims. Wer heute in den bunten, hellen Empfangsräumen ein Glas Comtes de ­Champagne genießt, der ahnt nicht, dass unter ihm die vom Weltkulturerbe geschützten Kreidekeller aus dem 13. Jahrhundert liegen, die einst zur Abtei Saint-Nicaise gehörten. Wo einst Napoleon in den Montagne de Reims in einer bescheidenen Auberge übernachtete, entstand später das Hotel­restaurant »Royal Champagne Hotel & Spa«. Dank der Vision von Giovanni Pace präsentiert sich das Anwesen inmitten der Wein­berge in einem gelungenen modernen Outfit.

Völlig harmonisch

Eine weitere optimale Adresse für einen Champagne-Aufenthalt ist das »Loisium Champagne«, das im August 2022 unweit von Épernay seine Pforten geöffnet hat Entworfen wurde das Hotel vom Pariser Architekturbüro Jouin Manku mit der Vision, die Natur ins Hotel zu holen. Die rund 4.000 Champagnerflaschen, die im gesamten Gebäude ausgestellt sind, spiegeln die lukullische Vielfalt der Region wider. In der gemütlichen Champagnerbar »Les Bulles« können sowohl die großen Namen als auch die kleinen feinen Marken verkostet werden. Wie man eine große neue Kellerei mitten in ein Winzerdorf perfekt integriert, das zeigte jüngst Champagne Krug mit dem neu eröffneten »Joseph«-Keller in Ambonnay. Hinsichtlich des Designs wurde beim Bau der neuen Kellerei in Zusammenarbeit mit dem lokalen Projektmanager GNAT und dem Architekturbüro AW² architecture & ­ interiors darauf geachtet, dass sie sich völlig ­harmonisch in das Dorf einfügt.

Wer heute die Champagne besucht, dem stehen die Türen zu den allermeisten Erzeugern offen, neben der reizvollen Landschaft laden Bistros und Restaurants zum Genießen und tolle Hotels zum Übernachten ein. Es herrscht hier zu allen Jahreszeiten ein besonderes Flair, und erst nach einem Schluck Champagner ist man richtig angekommen. Eine Führung in den legendären Kreide­kellern, den Crayères, wo die Flaschen der Perfektion entgegenreifen, ist ein Muss. Der Rest ist ein Kann, und das folgt ganz der Neigung der Besuchers:innen, denn neben dem Champagner bietet die Region feine Architektur und Design in Hülle und Fülle.

Erschienen in
LIVING 08/2024

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Peter Moser
Peter Moser
Wein-Chefredakteur Österreich
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