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© Mercedes Benz Group

Automobil-Design: Next Level Luxus

Automobil
Nachhaltigkeit

Kaktusfasern, Pilzmyzelien und Kaffeebohnen: Es wird gerade viel geforscht, um umweltschonende Materialien zu entwickeln und sie einem spannenden Designprozess zu unterziehen. Das Ergebnis ist innovativ und zukunftsweisend.

Autos haben in Sachen Nachhaltigkeit kein gutes Image. Dabei hat sich in den letzten Jahren gerade in dieser Branche enorm viel getan. Nachhaltigkeit ist eine treibende Kraft in der Fahrzeugindustrie, es wird viel investiert, um neue, ressourcenschonende Materialien zu entwickeln, etwa Karosseriebauteile aus Flachsfasern, Polsterstoffe aus Kaktusleder oder aus der Biotechnologie gewonnene Pilzmyzelien, das ist die unterirdische wurzelartige Struktur von Pilzen. Recycelte und biobasierte Rohstoffe sind mittlerweile in der Serienproduktion angekommen.

Ein Vorreiter dieser Entwicklung ist Mercedes-Benz, man kooperiert mit Start-ups, um neueste Forschung zu integrieren. So wurde das neue Modell »VISION EQXX« des Herstellers mit Kabelkanälen aus dem Kunststoffersatzmaterial UBQ™ ausgerüstet, das aus Haushaltsabfällen gewonnen wird. Das »Mercedes-Maybach EQS SUV« ist das erste Modell, das mit vegetabil gegerbtem Leder ausgestattet ist. Als Gerbstoff dienen getrocknete Kaffeebohnenschalen. Auch Kastanien lassen sich einsetzen.

Letztendlich geht es um einen ganzheitlichen Ansatz, der die gesamte Zulieferkette umfasst: Ab dem kommenden Jahr wird Mercedes-Benz nur mehr nachhaltig erzeugtes und verarbeitetes Leder anbieten, die ­Kontrolle umfasst alles, von der Tierhaltung bis zum Gerb­prozess. Eine Alternative dazu ist veganes Leder aus Kakteen, das weich, elastisch und robust ist. Es hat neben dem ­Tierwohl einen weiteren Vorteil: Beim Anbau entsteht kein Methangas.

Grüne Energie. Der neue »Porsche Macan Electric« wird in einem Werk produziert, das mit Ökostrom betrieben wird.
porsche.at

© Studio Goico GmbH

Neue Oberflächen

Nachhaltigkeit ist der neue Luxus. Die Autobranche dient mit ihrer Forschung als Vorreiter: Es entstehen innovative Materialien, die auch in anderen Bereichen verwendet werden können. Im Design sieht man spannende neue Oberflächen, Farben und Strukturen. In den Fahrzeugen der »BMW Vision Neue Klasse« werden maritime Kunststoffe erstmals auch für Komponenten aus Spritzguss genutzt. In ausgewählten Bauteilen beträgt der Anteil dieses unter anderem aus ausgedienten Fischernetzen gewonnenen Materials bereits 30 Prozent. Beim neuen »Audi A6 Avant e-tron« findet der Stoff »Kaskade« Verwendung, der anteilig aus Recyclingfasern hergestellt wird. Beim »Volvo EX90« ist die Wolle der Sitze Tierschutz- und rückverfolgbarkeitszertifiziert. Auch die Lieferketten des verwendeten Holzes sind transparent. Porsche plant den großflächigen Einsatz von Aluminium mit reduzierten Umweltauswirkungen. Die Aluminiumfirma Hydro produziert in Norwegen mit Strom aus erneuerbaren Quellen, hauptsächlich aus Wasserkraft. Dies reduziert den CO₂-Fußabdruck um rund 75 Prozent im Vergleich zum Weltdurchschnitt. Luxusmarken liefern sich gerade ein Rennen um zukunftsweisendes Design und schonende Produktion. Schön, wenn sowohl Konsument:innen als auch die Umwelt dabei gewinnen.

Erschienen in
LIVING 09/2024

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Karin Cerny
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