Da Ponte ist ein Geschenk. Er schafft etwas, was nur wenige schaffen: nämlich mit totaler Klasse, mit Kunst auf sehr hohem Niveau, mit aller Raffinesse der Gesellschaft einen Spiegel vorzuhalten, dass es so entwaffnend ist, dass sich die Beschimpften beschenkt fühlen. Das muss man einmal schaffen. Und daher passt Da Ponte so gut nach Wien und auch aktuell in die Kammeroper, weil die Wiener Meister in diesem Genre sind.

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Maayan Licht: Liebesgott in der Kammeroper

Mayaan Licht: Liebesgott in der Kammeroper

Als Countertenor mit barockem Faible erreicht er maximale Höhen. Bei Techno-Clubbings bringt er die ekstatischen Massen zum Tanzen. Und in „L’arbore di Diana“ zieht Maayan Licht als genderfluider Amor alle Register der Verführungskunst. Weiterlesen...

L’arbore di Diana“ – das klingt so poetisch und schön, aber Da Ponte tarnt damit seine Anklage gegen eine korrupte Gesellschaft, und das macht er in diesem Werk auf eine sehr brillante Art und Weise. Genau da erinnert er mich an Manfred Deix und seine Karikaturen. Da Ponte war wie Deix unglaublich schnell in seiner Arbeitsweise, hat parallel an mehreren Opern gearbeitet. Das, was seinen Publikumserfolg ausmacht, ist, dass er in all seinen Opern immer Prototypen erschaffen hat. Jede Rolle, die er geschrieben hat, erkennen wir sofort wieder: weil wir sie entweder in uns haben oder in unserem Umfeld auf sie treffen. Von Donna Anna bis zur Diana. Dazu kommt die Anarchie in jedem seiner Werke – die Utopie vom Glauben an die Freiheit der Menschen.

Das Dirigieren fällt leicht: Wenn ein Stoff flach ist, dann muss man den Stoff mit Mühe hochziehen. Wenn aber der Stoff so reich ist, wie er es bei „L’arbore di Diana“ ist, dann passiert das Vertiefen in die Musik, in die Charaktere von ganz alleine. Da Ponte wird oft als platt bezeichnet. Am häufigsten trifft der Vorwurf „Così fan tutte“. Aber die Botschaft ist klar: Unser Herz ist viel größer, als wir bereit sind zuzugeben. Wir können mehrere Menschen lieben. Das versteht das Publikum, es kennt diesen Konflikt. Da Ponte hatte eine große Freude, die Gesellschaft zu sezieren. Wir müssen uns diesem Spaß hingeben. Wenn wir ihn als Marmorstatue auf ein Podest stellen, dann machen wir ihn tot.

Mein Fazit: Da Ponte war ein Genie. Sein Libretto hat die Musik so stark beeinflusst, dass das Publikum sagt: Ah, das kenne ich von Mozart. Ah, das kenne ich von Soler. Ich würde sagen: Das kennt man, weil es Da Ponte geschrieben hat.

Zu den Spielterminen von „L'arbore di Diana“ in der Kammeroper!