Die Uraufführung von Elfriede Jelineks „Ein Sportstück" kann guten Gewissens als Veranstaltung der Superlative (eigentlich Superlativen) bezeichnet werden. 142 Spieler*innen waren in Einar Schleefs Inszenierung involviert, die in der Langfassung sieben Stunden dauerte. Außerdem dauerte der Schlussapplaus ganze 43 Minuten. Legendenstatus erlangte die Inszenierung auch, weil der Regisseur bei der Premiere „Ein Sportstück" vor dem damaligen Intendanten Claus Peymann auf die bis Knie, um nach der gesetzlich vorgegebenen Grenze von 23 Uhr weiterspielen zu dürfen. Peymann willigte ein und versprach sogar, die Überstunden aus seiner eigenen Privattasche zu bezahlen.

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„Herr der Chöre"

Jelinek hatte sich den 2001 in Berlin verstorbenen Regisseur für die Inszenierung ihres Stückes gewünscht, weil er zu dieser Zeit wie kein anderer Chöre inszenierte. Nachdem bekannt wurde, dass Einar Schleef alleine in einem Berliner Krankenhaus verstorben war, schrieb sie: „Schleef war als Dichter und als Theatermann die herausragendste Erscheinung, die ich kennengelernt habe. Es hat nur zwei Genies in Deutschland nach dem Krieg gegeben, im Westen Fassbinder, im Osten Schleef."

Heute vor 34 Jahren im Burgtheater
Am 23. Jänner 1998 wurde „Ein Sportstück" am Burgtheater uraufgeführt.

Foto: Andreas Pohlmann

In Elfriede Jelineks Textfläche dreht sich alles um den Sport – vor allem um seine Schattenseiten, die Jelinek vor allem in Gewalt und Massenhysterie verortet. Sport als „Metapher für Dinge, unter denen sich Gewalt hereinschleicht“. Psychologisch ausgeformte Figuren gibt es nicht, nur „Mann“, „Frau“, „Das Opfer“ oder auch als alter ego der Autorin „Elfi Elektra“. Zu den sich auf der Bühne bis zur Erschöpfung verausgabenden Darsteller*innen gehörten u.a. Elisabeth Augustin, Martin Brambach, Heinz Frölich, Rudolf Melichar, Franz Morak, Hubertus Petroll, Dierk Prawdzik, Elisabeth Rath, Einar Schleef, Hermann Schmid, Julia von Sell, Bibiana Zeller.

Zur Person: Einar Schleef

Der deutsche Theatermacher floh 1976 aus der DDR. Zentral für seine Arbeiten war der Einsatz des Chores. Einar Schleef war nicht nur Theater-Regisseur, sondern auch Schriftsteller, Bühnenbildner, Maler, Fotograf, Grafiker und Schauspieler.