An eine Einheit künstlerischer und menschlicher Vielfalt, die das Musiktheater mit sich bringt – an ein vernetztes „Wir“ – glaubt Stefan Herheim, neuer Direktor des Theaters an der Wien. Mit der Saison 2022/23, die am 23. April präsentiert wurde, fortan „MusikTheater an der Wien“ genannt. Auf diese Weise möchte Stefan Herheim die einzigartige Synthese von Musik und Theater betonen.

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Thematisch ziehen sich die Angst vor dem Fremden und die Selbstentfremdung durch den Spielplan der kommenden Saison. Die Kammeroper wird am 6. Oktober mit Francesca Caccinis „La Liberazione“ eröffnet. Am 15. Oktober folgt die Premiere von „Das schlaue Füchslein“ in der Halle E des Museumsquartiers. Bis das alte Haus in neuem Glanz erstrahlend seine Türen zur Saison 24/25 wieder öffnet, werden alle großen Neuproduktionen dort stattfinden.

Francesca Caccini: LA LIBERAZIONE

Als erste Frau, die sich als Berufskomponistin durchsetzte, hinterließ Francesca Caccini der Opernwelt bedeutende Werke. Daneben trat sie mit Mutter und Schwester als „Donne di Caccini“ auch als Sängerin auf. Ihre erste Oper „La liberazione di Ruggiero dall’isola d’Alcina (Die Befreiung Ruggieros von Alcinas Insel)“ aus dem Jahr 1625 stellt starke Frauen in den Mittelpunkt.

Ab 6.10.2022 Musikalische Leitung: Clemens Flick; Regie: Ilaria Lanzino; La Folia Barockorchester

So wird die Saison 2022/23 am Theater an der Wien
In Vilnius geboren, begann Giedrė Šlekytė ihre Musik­ausbildung am Nationalen Mikalojus Konstantinas Čiurlionis Kunstgymnasium. Sie studierte Dirigieren an der Kunstuniversität Graz, der Hochschule für Musik und Theater Leipzig sowie an der Zürcher Hochschule der Künste.

Foto: Nikola Milatovic

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Leoš Janáček: DAS SCHLAUE FÜCHSLEIN

Ein Förster fängt ein Füchslein im Wald und zerrt es mit sich nach Hause. Doch die Füchsin gibt sich überraschend menschlich: Sie tratscht, klaut und tötet, kämpft für ihre Freiheit, ergreift den Moment der großen Liebe und führt den Menschen vor, was es heißt zu leben. Mit seiner eigenwilligen Darstellung von Mensch und Tier ging Leoš Janáček in der 1924 uraufgeführten Oper ganz neue Wege. 

Ab 15.10.2022 Musikalische Leitung: Giedrė Šlekytė; Regie: Stefan Herheim; Wiener Symphoniker

Gioachino Rossini: LA GAZZA LADRA

Ein gefiederter Dieb, ein unschuldig zum Tode verurteiltes Dienstmädchen sowie ein korrupter Machtpolitiker – das sind die Protagonist*innen der ernsthaft-komischen Oper Rossinis. Die opera semisera spielt in einer Zeit großer gesellschaftlicher Umbrüche. Mit Rossinis 1817 uraufgeführter Oper debütiert der europaweit erfolgreiche Regisseur Tobias Kratzer in Wien.

Ab 16.11.2022 Musikalische Leitung: Antonino Fogliani; Regie: Tobias Kratzer; ORF Radio-Symphonieorchester Wien

So wird die Saison 2022/23 am Theater an der Wien
Tobias Kratzer studierte Kunstgeschichte und Philosophie in München und Bern sowie Schauspiel- und Opernregie an der Bayerischen Theaterakademie August Everding.

Foto: Priska Ketterer

Vicente Martín y Soler: L’ARBORE DI DIANA

Als musikalische Komödie über junge Liebende an der Schwelle zum Erwachsenwerden ist „L'arbore di Diana“ ebenso zeitlos wie Wedekinds FrühlingsErwachen. Es geht um junge Verliebtheit und aufblühende Sexualität, die von der sittenstrengen Göttin Diana bekämpft werden – bis Amore seine Pfeile auf diese selbst abschießt.

Ab 3.12.2022 Musikalische Leitung: Rubén Dubrovsky; Regie & Kostüm: Rafael R. Villalobos; Bach Consort Wien

Gian Carlo Menotti: AMAHL UND DIE NÄCHTLICHEN BESUCHER

Der Einakter des Italo-Amerikaners Gian Carlo Menotti bildet den Auftakt einer neuen Serie von Familienopern, mit der das Theater an der Wien jährlich in der Adventzeit seine Tore weit öffnet. Die Geschichte des kleinen Jungen Amahl, arabisch für Hoffnung, wird in der Halle E zur Oper für Groß und Klein.

Ab 15.12.2022 Musikalische Leitung: Magnus Loddgard; Regie: Stefan Herheim; Wiener Symphoniker

Jacques Offenbach: LA PÉRICHOLE

Mit „La Périchole“ steht ein Meisterwerk Jacques Offenbachs und endlich wieder eine Operette auf dem Spielplan des einstigen Operettenhauses Theater an der Wien. Nikolaus Habjan, Regisseur und Puppenspieler, erweckt mit spielenden Opernsänger*innen, singenden Schauspieler*innen und tanzenden Puppen die Opéra-bouffe zu neuem Leben.

Ab 16.1.2023 Musikalische Leitung: Jordan de Souza; Regie: Nikolaus Habjan; ORF Radio-Symphonieorchester Wien

Péter Eötvös: DER GOLDENE DRACHE

In der Küche des Thai-China-Vietnam-Restaurants „Der goldene Drache“ spielen sich Dramen unterschiedlicher Größenordnungen ab. Der erzählerische Trick der Oper, die auf Roland Schimmelpfennigs 2009 am Burgtheater uraufgeführtem Schauspiel basiert: Zwei Sängerinnen und drei Sänger schlüpfen in alle 17 Rollen des Stückes. 

Ab 14.2.2023 Musikalische Leitung: Walter Kobéra; Regie: Jan Eßinger; Klangforum Wien, PPCM Academy

Der zweite Teil:

Georg Friedrich Händel: BELSHAZZAR

Die französische Regisseurin Marie-Eve Signeyrole inszeniert den Fall Babylons unter seinem berüchtigten Herrscher Belshazzar. Hierfür stellt der Arnold Schoenberg Chor gleich drei verfeindete Völker aus dem Nahen Osten dar, musikalisch getragen von Christina Pluhar und ihrem Ensemble L’Arpeggiata.

Ab 20.2.2023 Musikalische Leitung: Christina Pluhar; Regie: Marie-Eve Signeyrole; L’Arpeggiata

Carl Maria von Weber: DER FREISCHÜTZ

Carl Maria von Webers Der Freischütz, eine Oper über Nationalismus und romantisches Lebensgefühl ist gleichzeitig ein Singspiel über Innenwelten, Ängste und Traumata, sexuelle Sehnsüchte und Gottvertrauen.

Ab 22.3.2023 Regie & Bühne: David Marton; Wiener Symphoniker

Opernperformance: SUPERZERO, BABY

Scharmien Zandi, die 2020 mit der Produktion Amour Fou in der Kategorie Best Off-Produktion mit dem Österreichischen Musiktheaterpreis ausgezeichnet wurde, erarbeitet gemeinsam mit jungen Menschen eine Oper zu Wert und Wertigkeit. Klima, Ressourcen und Nachhaltigkeit stehen im Fokus.

Ab 12.4.2023 Konzept & Regie: Scharmien Zandi; musikalische Leitung: Marc Bruckner

Mieczysław Weinberg: DER IDIOT

Die letzte Oper des in Vergessenheit geratenen russischen Komponisten Mieczysław Weinberg basiert auf dem gleichnamigen Roman von Fjodor Dostojewski. Die Handlung wird komprimiert, zugespitzt und theatralisiert, ohne die psychologische Feinheit der literarischen Vorlage zu beschneiden. 

Ab 28.4.2022 Musikalische Leitung: Michael Boder; Regie: Vasily Barkhatov; ORF Radio-Symphonie-Orchester Wien

Alban Berg: LULU

Ist Lulu Opfer einer Maschinerie männlicher Unterdrückung und bürgerlicher Doppelmoral, oder ist sie selbst eine monströse Verführungsmaschine? Die auf den Kapverden geborene Choreografin und Tänzerin Marlene Monteiro Freitas findet in Lulu eine inspirierende Komplizin.

Ab 27.5.2023 Musikalische Leitung: Maxime Pascal; Konzept & Regie: Marlene Monteiro Freitas; ORF Radio-Symphonieorchester Wien; ein gemeinsames Projekt von Wiener Festwochen & Theater an der Wien

Erich Wolfgang Korngold: DIE STUMME SERENADE

Zwischen Modenschauen und Revolutionen entspinnt sich seine für den Broadway vorgesehene musikalische Komödie, in der er die goldenen Zeiten der Wiener Operette mit jazzigen Schlagern aufmischt. Die Komödie mit Musik in zwei Akten wird zum ersten Mal in Wien zu sehen und zu hören sein.

Ab 5.6.2023 Musikalische Leitung: Ingo Martin Stadtmüller; Regie: Dirk Schmeding; Wiener Kammer-Orchester; Spielorte: MuseumsQuartier (Halle E) & Wiener Kammeroper

Zum aktuellen Spielplan der Kammeroper!