Die Pressekonferenz zur neuen Spielzeit des Theater in der Josefstadt begann nicht mit einem Jubelchor – wie könnte es auch anders sein am Ende dieses auch für künstlerische Institutionen schwierigen Jahres. Direktor Herbert Föttinger gab sich bei der Präsentation des Programms dennoch zuversichtlich: „Wir können uns impfen lassen und die Pandemie besiegen." Ein österreichischer und ein politischer Schwerpunkt sollen die Spielzeit 2021/22 am Theater in der Josefstadt prägen. Auch Theater-Legende Claus Peymann wird wieder inszenieren. Wichtig sei ihm außerdem, die Kammerspiele weiter weg vom „Boulevard" zu positionieren und er will „ein Stachel im Arsch der Mächtigen" sein, wie er zweimal betonte.

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Es ist die 16. Spielzeit für Föttinger. Und, wie er vor den Journalist:innen bekräftigte, „ab 2026 ist Schluss". Dann wird er mit 20 Jahren jener Josefstadt-Direktor sein, der am zweitlängsten im Amt war. Die Josefstadt bezeichnete er als „das österreichische Nationaltheater". Auch in der kommenden Saison sollen daher wieder folgende Säulen die wichtigsten sein: Ur- und Erstaufführungen, österreichische Literatur und politischer Diskurs. „Die Josefstadt muss auch ein Kreißsaal für Gegenwartsliteratur sein, damit das Theater lebendig bleibt", betonte Föttinger.

Sandra Cervik als Medea

Konsequenterweise wird die kommende Saison mit einem Österreich-Schwerpunkt eröffnet. Die erste Premiere wird Arthur Schnitzlers „Der Weg ins Freie" sein, das im Juni schon in einigen Voraufführungen begeisterte. Fortgesetzt wird mit Franz Grillparzers „Medea", in der Titelrolle ist Sandra Cervik zu sehen.

Alexander Absenger und Katharina Klar in „Der Weg ins Freie".

Foto: Roland Ferrigato

Den politischen Diskurs nicht scheuen

Wenn es ein Motto für das Theater in der Josefstadt für die kommenden fünf Jahre gebe, dann wäre das Stephan Hessels kleine Streitschrift „Empört euch!". Einen Verbündeten für dieses Vorhaben hat Föttinger in Regisseur David Bösch gefunden. So sei ab übernächster Saison eine Ibsen-Trilogie geplant, die der bekannte deutsche Regisseur inszenieren wird. Mit Ferdinand von Schirachs Sterbehilfe-Stück „Gott" (in den Kammerspielen) wird bereits im April ein politisch heißes Eisen angefasst. Ab 29. Jänner wird auf der kleinen Bühne übrigens Shakespeare gespielt: „Was ihr wollt".

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Felix Mitterer steuert ein Stück über den österreichischen Komponisten Alexander von Zemlinsky bei. Der große Künstler musste nach dem Anschluss 1938 nach New York flüchten. Richtig zu Hause fühlte er sich in der Fremde nie. Das Theater in der Josefstadt scheue den politischen Diskurs nicht, so Föttinger. Das habe es zum Beispiel bereits mit Daniel Kehlmanns „Die Reise der Verloren" oder Peter Turrinis „Fremdenzimmer" bewiesen.

Als Theater müsse man auch Widerstand leisten, so Föttinger, „gegen eine Politik, die behauptet, aber nicht erfüllt". Damit bezog er sich auf die Flüchtlingslager in Lesbos: „Die Würde darf man Menschen nicht nehmen."

„Leopoldstadt" von Tom Stoppard

Herzstück der Saison wird wohl „Leopoldstadt" des englischen Dramatikers Tom Stoppard. Der Schriftsteller wurde während der Pressekonferenz mit einer Videozuspielung aus seinem Garten in Dorset eingeblendet. Er selbst ist Tscheche, floh nach England und wusste lange nicht, dass er Jude ist. Mit dem Stück habe sich Stoppard auch selbst ein bisschen seine Vergangenheit von der Seele geschrieben.

Silvia Meisterle hat endlich ihre erste große Hauptrolle, freute sich Föttinger. Sie wird in Anna Karenina auf der Bühne stehen. Regie führt Amélie Niermeyer, die Regisseurin des Tschechow-Erfolgsstücks „Der Kirschgarten".

Probenbeginn von „Der König stirbt" mit Claus Peymann.

Foto: Moritz Schell

Auch Claus Peymann wird wieder inszenieren – und zwar in den Kammerspielen. „Der König stirbt" von Eugène Ionesco wird mit Maria Köstlinger, Johanna Mahaffy, Lore Stefanek, Johannes Krisch, Bernhard Schir und Martin Zauner inszeniert. Auch für 2022/2023 wurden bereits ein paar Details verraten: Unterhaltsam wird es mit Alexander Pschill als „Der große Diktator" auf den Spuren von Charlie Chaplin.

Nachwuchs fördern und eine Bühne geben

Was Föttinger bis zum Ende seiner Direktion sonst noch erreichen will? Vor allem die Etablierung einer „Josefstadt-Box". Das meint einen kleinen Raum mit knapp 50 Sitzplätzen, in dem sich junge Schauspieler:innen, Dramaturg:innen und Regisseur:innen ausprobieren können.

Alle Informationen aus dem Theater in der Josefstadt

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