George Tabori darf als Theatergenie bezeichnet werden. 50 Jahre nach Charlie Chaplins „Der große Diktator“ entdeckte er den Führer als Komödienfigur wieder und lässt in seiner Groteske „Mein Kampf“, deren Titel von Hitlers ideologischer Programmschrift herrührt, dessen frühe Wiener Jahre Revue passieren.

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Inhalt: Mein Kampf

Der junge Adolf Hitler reist 1910, bereits vom Größenwahn infiziert, zum ersten Mal nach Wien – im Gepäck Aquarelle von nicht allzu hoher Qualität. Denn er möchte sich an der Kunstakademie bewerben, landet aber erst einmal im Männerwohnheim. Dort muss er sich mit zwei Juden das Zimmer teilen.

Der eine ist ein Koch namens Lobkowitz, der Hitler eher kritisch beäugt. Der andere Shlomo Herzl, ein Buchhändler, der sich väterlich um Hitler kümmert. Als dieser an der Akademie abgelehnt wird, ist es Herzl, der ihn tröstet und schließlich auf politische Bahnen lenkt. Mit bekanntlich fatalen Folgen für die Welt.

Aufführungsgeschichte

Das im Original englischsprachige Stück feierte am 5. Mai 1987 seine Uraufführung im Akademietheater. Ignaz Kirchner spielte Shlomo Herzl, Hitler wurde von Günter Einbrodt dargestellt – und Autor George Tabori, der auch Regie führte, gab Lobkowitz.

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33 Jahre später, in der Neuinszenierung des Schauspielers und Regisseurs Itay Tiran, sind im Burgtheater in diesen Rollen Markus Hering (Herzl), Marcel Heuperman (Hitler) und Oliver Nägele (Lobkowitz) zu sehen.

Verfilmung von Mein Kampf

Frei nach dem Theaterstück „Mein Kampf“ drehte der Schweizer Regisseur Urs Odermatt einen gleichnamigen Film mit Tom Schilling, Götz George und Bernd Birkhahn in den Hauptrollen. Er feierte 2009 in Kanada Premiere, kam aber erst Ende 2011 auch im deutschsprachigen Raum ins Kino. Die Kritiken dafür waren ablehnend bis vernichtend.

Audio

2002 brachte der Wagenbach-Verlag „Mein Kampf“ als Hörspiel heraus. Autor George Tabori spricht dabei die Rolle des Shlomo Herzl.