Wer hat Angst vor Virginia Woolf?

Obwohl es Edward Albees 1962 uraufgeführtes Stück nach wie vor häufig auf die Spielpläne schafft, kennen viele das von vier Personen getragene Gefühlschaos inklusive verbaler Zerfleischung vor allem aufgrund der Verfilmung mit Richard Burton und Elizabeth Taylor in den Hauptrollen. Der Film entstand nur vier Jahre nach der Uraufführung und wurde mit fünf Oscars ausgezeichnet. Das turbulente Eheleben von Richard Burton und Elizabeth Taylor brachte dem Film zusätzliche Promotion ein.

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Außerdem hatte es den Vorteil, dass die beiden ganz genau wussten, wovon sie sprachen. Während sie sich mit Leib und Seele in den Haaren lagen. Was die Dialoge betrifft, hält sich der Film, mit einigen kleinen Abmilderungen der Kraftausdrücke, ziemlich genau an das Theaterstück. Änderungen gab es dafür an anderen Stellen. Während das Stück nur an einem einzigen Ort spielt, gibt es im Film mehrere Schauplätze. Eine große, mit allerlei Loopings ausgestattete Achterbahn der Gefühle sind sowohl Film als auch Theaterstück auf jeden Fall.

Gefährliche Liebschaften

Als klassischen „Kostümschinken“ könnte man Stephen Frears kommerziell extrem erfolgreichen Film „Gefährliche Liebschaften“ von 1988 wohl bezeichnen. Der Film, der zur Zeit des Rokoko in Frankreich spielt, sorgte aber nicht nur bei Fans von aufwändigen Hochsteckfrisuren für Begeisterung, sondern auch bei den Kritikerinnen und Kritikern. Zuzuschreiben ist das mit Sicherheit auch dem erstklassigen Cast (Glenn Close, John Malkovich und Michelle Pfeiffer, um nur ein paar Mitwirkende zu nennen).

Bei der Entstehungsgeschichte des Films müssen mehrere Stufen beachtet werden. Zwar beruht der Film auf dem Bühnenstück „Les Liaisons Dangereuses“ von Christopher Hampton (1985 in London uraufgeführt), dieses ist jedoch eine Bearbeitung des gleichnamigen Briefromans von Pierre Choderlos de Laclos (1782) ist. Das Stück selbst schaffte es 1987 an den New Yorker Broadway, wie auch schon in der Uraufführung spielte Alan Rickman eine der Hauptrollen.

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Hautnah

Es zeichnet sich langsam ab, dass sich die verhängnisvolle Ménage à quatre wie ein roter Faden durch diese Liste ziehen wird. Trotzdem soll an dieser Stelle jedoch keine Zeit damit verschwendet werden, nach einer Erklärung für dieses Phänomen zu suchen. Schließlich lässt sich das Ganze auch ganz gut unter Zufall verbuchen. Sehr viel spannender ist, dass man aufgrund der Popularität des Films, gerne darauf vergisst, dass „Hautnah“ im März 1997 als Theaterstück das Licht der Welt erblickte.

In der ersten Produktion des Stücks von Patrick Marber, die im Royal National Theatre in London zu sehen war, spielte Schauspieler Clive Owen bereits jene Rolle, die er dann auch in der Verfilmung von Mike Nichols spielte. Doch auch der Rest des Casts kann sich sehen lassen. Die Besetzung von Julia Roberts, Jude Law und Natalie Portman hat mit Sicherheit zum Erfolg des Films beigetragen. Clive Owen und Natalie Portman wurden für ihre Arbeit auch beide mit einem Golden Globe belohnt. Eine letzte Notiz zum Inhalt: Film und Stück basieren auf Mozarts Oper „Così fan tutte“.

Der Gott des Gemetzels

Das Stück, dessen Handlung sich in ähnlicher Weise wie im Stück „Wer hat Angst vor Virginia Woolf“ um eine gefühlsgeladene Viererkonstellation entspinnt, wurde am 2. Dezember 2006 am Schauspielhaus Zürich uraufgeführt. Es spielten Dörte Lyssewski, Corinna Kirchhoff, Tilo Nest und Michael Maertens. Regie führte Jürgen Gosch. Bei der französischsprachigen Erstaufführung im Januar 2008 übernahm Autorin Yasmina Reza selbst den Regieposten. Ausgangspunkt der Handlung ist eine Prügelei zwischen zwei 11-Jährigen, deren Eltern sich kurz darauf treffen, um den Vorfall „wie vernünftige Erwachsene“ zu besprechen.

Vernunft regiert das Geschehen jedoch nur für kurze Zeit – aus Sticheleien werden schnell knallharte Wortgefechte und daraus schließlich auch Handgreiflichkeiten. Roman Polański verfilmte das Stück 2011 in Paris – mit Christoph Waltz, Kate Winslet, Jodie Foster und John C. Reilly als andauernd zwischen geheucheltem Gutmenschentum und egoistischem Konkurrenzkampf changierendes Vierergespann. Der Film brachte sowohl Jodie Foster als auch Kate Winslet eine Golden Globe Nominierung ein. Aber auch das Theaterstück blieb alles andere als unbeachtet. In den Spielzeiten 2006/07 und 2007/08 gab es an rund 60 deutschsprachigen Bühnen Inszenierungen.

"Der Gott des Gemetzels" in einer Inszenierung von Enrico Lübbe am Schauspiel Leipzig.

Foto: Rolf Arnold

August: Osage County

Als „bestes Dialoggewitterkino” beschrieb die „ZEIT" den Film von John Wells, für den er neben Meryl Streep auch andere Hollywood-Größen wie Julia Roberts, Benedict Cumberbatch und Ewan McGregor mit an Bord holte. Die Geschichte, die auf dem gleichnamigen Stück des Autors Tracy Letts beruht, lebt von seinen Charakteren und ist – sehr verkürzt dargestellt – eine Geschichte über Amerika. Diese wird am Beispiel einer völlig zerrütteten Familie erzählt. Im Mittelpunkt der Geschichte: Die Matriarchin Violet. Tracy Letts hat sein Theaterstück selbst als Drehbuch adaptiert und die hohe Schimpfwortdichte beibehalten.

2008 wurde der US-amerikanische Schauspieler und Dramatiker für sein Stück mit dem Pulitzer Preis und dem Tony Award ausgezeichnet. Produziert wurde der Film unter anderem von Schauspieler George Clooney. Auch am Wiener Akademietheater wurde das Stück schon gezeigt: 2009 in einer Inszenierung von Alvis Hermanis.

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