Gesunder Eskapismus

Corona, Klimawandel, Wirtschaftskrise: Die aktuelle Lage der Welt kann nicht nur Erwachsene überfordern. Theater, Konzert, Musical oder Oper können eine Verschnaufpause sein und für Ablenkung und Unterhaltung sorgen. Gerade Musik ist dabei nicht nur Balsam für die Seele: Sie kann den Herzschlag, Blutdruck, die Atemfrequenz und sogar die Muskelspannung von Menschen verändern und somit entspannend wirken.

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Diese positive Wirkung wurde durch die Jahrtausende in zahlreichen Ländern erkannt. Das chinesische Schriftzeichen für Medizin enthält zum Beispiel das Schriftzeichen für Musik. Im antiken Griechenland wurde Musik verwendet, um Stress abzubauen, den Schlaf zu fördern und Schmerzen zu lindern. Für viele amerikanische Ureinwohner ist Singen ein Teil ihrer heilenden Rituale.

Das Gehirn wird trainiert

Gute Noten sind nicht alles. Musizieren kann aber tatsächlich Gedächtnis und Konzentration verbessern. Dazu gibt es zahlreiche Studien, wie zum Beispiel jene eines Neurologen an der Universität Harvard: Demnach weist das Gehirn von Kindern bereits nach rund 15 Monaten Musikunterricht strukturelle Veränderungen auf, wodurch motorische und auditive Fähigkeiten verbessert werden. 

Von den positiven Effekten können Musizierende ein Leben lang profitieren. Die praktische Auseinandersetzung mit Musik erzeugt neuronale Verbindungen, die bestehen bleiben. Dadurch kann auch der kognitive Verfall im Alter teilweise kompensiert werden.

Aufeinander hören lernen

Gemeinsames Musizieren fördert die soziale Kompetenz. Das ergab zum Beispiel die Bastian-Langzeitstudie (benannt nach dem Wissenschafter Hans Günter Bastian), die an mehreren Berliner Grundschulen durchgeführt wurde. In musikbetonten Grundschulen ist die Zahl von ausgegrenzten Schülerinnen und Schülern demnach nachweislich geringer. Zudem herrschte an diesen Schulen ein ruhigeres und aggressionsfreieres Klima.

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Woran liegt das? Laut den Erkenntnissen der Untersuchung erfordert das gemeinsame Musizieren ein fein abgestimmtes „Aufeinander-Hören“. Wir nehmen die anderen um uns deutlicher wahr. Wenn alle mitmachen und auf die anderen eingehen, gibt es ein belohnendes Ergebnis: einen Wohlklang.

Perspektivenwechsel

Bei darstellenden Künsten dreht sich alles darum, sich selbst auszudrücken, alternative Optionen zu erforschen und Individualität zu schätzen. Gerade das Theaterspielen hat einigen Studien zufolge einen positiven Einfluss auf Empathie, da es einen Wechsel der eigenen Perspektive anregt. Theater und Musik erlauben es zudem, eine Rolle theoretisch durchzuspielen und den Standpunkt des anderen besser zu verstehen. Aber auch der Besuch im Theater kann dabei helfen, Realität und Alltag anderer Menschen kennenzulernen.

Es macht Spaß

Der Druck auf Kinder wird größer. Schon von klein auf müssen sie „Leistung bringen“, die mit Zahlen bewertet wird. Was Eltern gut meinen, muss bei Kindern nicht unbedingt so ankommen. Der Druck, der auf den Erwachsenen lastet, wird nicht selten an die Kinder weitergegeben. Unbeaufsichtigt, frei von Verpflichtungen, ohne Leistungsziel: Auch das kann Musik und Theater bieten, wenn man es zulässt.

Links

Studie: The Effects of Musical Training on Structural
Brain Development

Harvard Medical Letter: Using Music to tune the Heart
Bastian-Studie: Musik macht sozial kompetenter