Es scheint, als wäre Marius Zernatto aus einer kärntnerischen Version der Shakespeare-Komödie gefallen: Die halblangen Haare nach hinten gebunden, aus den Augen blitzt der Schalk, gelbe Socken unter der karierten Hose, die Sätze, die er ohne viel Atmen abfeuert, schnörkellos auf dem Punkt. Und alles, was er sagt, ist von leichtem Kärntnerisch gefärbt. Je mehr Zeit man mit dem jungen Schauspieler verbringt, desto stärker wird der Verdacht, dass er den Dialekt genauso bewusst zum Spielen gebraucht wie seine quirlige Art. Aber das macht nichts. Es zieht an.

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Genug ist nie genug

„Ich war immer zu viel, zu laut, zu kindisch, immer zu, zu, zu – und dann war ich auf der Schauspielschule, und meine Energie hat mich nicht mehr überfordert, sondern wurde gefordert, und ich habe gelernt zu kanalisieren.“

26 Jahre ist er alt und hat bereits in den Kammerspielen und im Bronski & Grünberg reüssiert. Jetzt wird er am Oktober im Theater der Jugend den jungen William in „Das große Shakes­peare-Abenteuer“ spielen. Ein Stück, das Direktor Thomas Birkmeir geschrieben hat und das Felix Metzner, eine der Regiehoffnungen der Stadt, inszenieren wird. Der Plot ist schnell erzählt: Böse Götter wollen verhindern, dass William Shakespeare Erfolg hat. Auf seiner Flucht kommen der junge William und sein Gefährte Puck durch die verrücktesten Welten, in denen sie auf die Figuren Shakespeares treffen.

Shakespeare ist so wie viele, die anders sind und dann in der Kunst landen. Von der charakterlichen Analyse betrachtet, tue ich mir mit der Rolle nicht sehr schwer.

Marius Zernatto

Eine Geschichte, die sagt: Egal wie du bist, lebe deinen Traum. Es ist genauso die Geschichte von Marius Zernatto, der vom Kärntner Dorf auszog, die Bühnenwelt zu erobern, wie jene von Autor und Intendant Birkmeir – aufgewachsen im bayerischen Untermauerbach (nein, das muss man nicht kennen; Anm. d. Red.). Zernatto: „Shakespeare ist so wie viele, die anders sind und dann in der Kunst landen. Von der charakterlichen Analyse betrachtet, tue ich mir mit der Rolle nicht sehr schwer.“

Unruhestifter

Wenig weiß man über das wahre ­Leben von Shakespeare. Gesichert ist, dass er aus dem beschaulichen Stratford-upon-Avon ins laute London zog und dort für viel Unruhe sorgte – und zwar so sehr, dass Dichter Robert Greene ihn als „upstart crow“ (hochgeschwemmte Krähe) bezeichnet.

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Auch Zernatto verstört, wenn er kann, weil er muss. „Ich habe als Künstler die Verpflichtung, auch Dinge an­zusprechen, die man nicht so gerne hören möchte.“ Das macht er dann in der freien Szene, und es stört ihn auch nicht, „dass ich in acht Vorstellungen kein einziges Mal Applaus bekommen habe“.

Solange man die Rolle spürt, ist es gut. Wenn man sie bloß spielt, dann merken es die Kinder."

Felix Metzner

Auf das Abenteuer im Theater der Jugend freut er sich: „Das Stück ist großartig – und für Kinder zu spielen eine Herausforderung. Solange man die Rolle spürt, ist es gut. Wenn man sie bloß spielt, dann merken es die Kinder. Wir werden pure Emotion nach außen bringen.“ Wie schwierig ist es überhaupt, für Kinder zu inszenieren? Regisseur Felix Metzner erklärt: „Es gibt einen gewissen Rhythmus, es muss immer etwas passieren. Daher haben wir eine flotte Show gebastelt mit knackigen Szenen.“

Zur Person: Marius Zernatto

Alter: 26 Jahre
Wohnort: Wien
Rolle: W. Shakespeare
Das Gasthauskind aus ­Kärnten wollte immer schon auf die Bühne. Seine erste große Rolle spielte er nach der Filmacademy an den Kammerspielen, er brillierte im Bronski & Grünberg und jetzt am Theater der Jugend. Nebenbei spielt und provoziert er in der freien Szene.

Zur Person: Felix Metzner

Alter: 36 Jahre
Job: Regisseur
Wohnort: Wien, kommt aus Nürnberg
Er kann Bühnenbild, Videodesign und Regie. Felix Metzner arbeitet seit ­Jahren erfolgreich für das Theater der ­Jugend und inszeniert ­demnächst auch am Burgtheater.

Karten und Termine

„Das große Shakespeare-Abenteuer“ (ab 6 Jahren), 9. Oktober bis 21. November 

Theater der Jugend

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